Anbei für Interessierte das Austrittsschreiben. Der Austritt aus dem Vorstand war der erste Schritt. Dies kann nachgelesen werden unter: http://www.popstar.ch/wordpressb/?p=182
Luzern, geschrieben am 19.10.2011, abgeschickt am 2.11.11.
Austrittsschreiben
Liebe Grüne
Nach reiflicher Überlegung trete ich aus der Partei aus. Dieser Schritt fiel mir nicht leicht. 22 Jahre intensive Vorstandsarbeit, darunter 10 Jahre als Kassier und etliche Jahre in der Geschäftsleitung, haben ihre Spuren hinterlassen. Dennoch will ich den Schritt weg von der Partei wagen, weil die Partei meinen Ansprüchen nicht mehr gerecht wird.
Gründe:
Die Grünen und ihre Vorgänger waren anfänglich eine Protestbewegung mit starkem Basisbezug. Diesen Charakter vermisse ich heute. Bei den letzten Änderungen der Statuten wurde der Bewegungscharakter gestrichen. Meinen Antrag im Vorstand, einen vierten Punkt „antikapitalistisch“ einzufügen wurde haushoch abgelehnt. Trotz der Aktualität im Februar 09 verweigerte der Vorstand dies in den Statuten aufzunehmen. Eine ausgewogene Vertretung der Geschlechter war ihm wichtiger als eine kritische wirtschaftliche Grundhaltung und die Kritik am Finanzwirtschaftssystem von Banken und Politikern in den Statuten nur schon anzudeuten. Selbst Vorschläge für eine harmlose Interpellation zum Arbeitsklima beim Kantonsspital (Krankheitsrate/ Fluktuation/ zweimalige Freistellung einer Chefin) wurden von Katharina Meile vor gut 14 Monaten und von Nino vor gut 4 Monaten abgelehnt, obwohl ein solcher Vorstoss einige Missstände aufgedeckt hätte.
Vorschläge meinerseits für ein frischeres und frecheres Auftreten wurden immer abgelehnt. Als Beispiel nenne ich Vorschläge für Inserate “weniger Ausländer durch vereinfachte Einbürgerung“ bei der Abstimmung unserer Initiative.
Die Kommunikations-, Personal- und Streitkultur bezeichne ich mehr als ungenügend. Die Basis wurde früher besser einbezogen und unterstützend eingesetzt. Zuletzt musste ich als Vorstandsmitglied froh sein, entscheidende Informationen von der Wahlgruppe in Protokollen überhaupt noch zu entdecken.
Als Grossstadtrat möchte ich nicht mehr Ursula Stämmer unterstützen. Damit erhielt ich und erhalte ich weiterhin grosse Probleme mit unterstützenden Personen der eigenen Fraktion. Ich lasse mich einfach nicht gerne von einer Stadträtin anlügen – (vgl. Blogbeiträge „Zimmerberg –Stadtrat lügt“ und „700-800 Mio. verschleudern, verschweigen, verdrehen und beerdigen“), die sich ansonsten gerne mit meinen Ideen (z.B. Busvorstössen, Parkplatzmanagement) schmückt. Mit einem allfälligen Stadtrat und Stapi Adrian Borgula habe ich ebenso meine Bedenken, weil ich ihn als Kulturmensch schätze, jedoch nicht als Politiker. Die Doppelrolle, schwache Stadträte stützen, einen überzeugten Kurs für die Partei/ Menschen einzunehmen und gruppendynamische Seilschaften zu erfahren, kann schlecht geleistet werden und will ich nicht mittragen.
Konsequenzen:
Als Parteiloser werde ich die Legislatur im Grossstadtrat beenden. Der Fraktion bleibe ich erhalten, sofern sie dies wünscht oder akzeptiert. Für eine erneute Kandidatur in den Grossen Stadtrat stelle ich mich nicht mehr zur Verfügung.
Ich bleibe ein „rot-grüner“, trete aber nun aus der Partei aus, damit ich mich selber bleiben kann.
Philipp Federer