Die Neue LZ hat gestern auf der Titelseite kommentiert „Der Staat muss umdenken.“ Dabei übernimmt der Kommentator 1:1 die neoliberalen Dogmen von Avenir Suisse. Dieser Wirtschaftsverband geisselt den Service public, als ob ein funktionierender Service public (Spital, Post, Strommarkt, öffentlicher Verkehr) ein Verbrechen ist und Wettbewerb eine qualitative Verbesserung bringt. Der Kommentator versteigt sich in unbelegte Phrasen wie „Denn oft könnten Private dasselbe preisgünstiger und besser erbringen.“ Schön wie er im Konjunktiv schreibt – möglich wird damit alles - jedoch belegt er damit nichts. Wir sagen dem, das sind leere Behauptungen. Da halte ich mich lieber an meine Erfahrung, der Wettbewerb im Gesundheitswesen ist ruinös, weil der Kostendruck die Qualität senkt. Bei der Fallpauschale stehen die Bedürfnisse der Patienten hinter den ökonomischen Ziffern und Sachzwängen.
Als Tagesthema auf der Seite drei interviewt der gleiche Kolumnist unkritisch Robert Leu zum Gesundheitswesen und berichtet zum neuen Buch der Avenir Suisse. Die Zeitung Neue LZ macht sich damit zum unreflektierten Arm von Avenir Suisse. Was sich die dogmatischen Wirtschaftsbosse wünschen, das hilft die Zeitung zu verbreiten. Im Gesundheitswesen wünschen sie sich mehr Wettbewerb. Was heisst das? Betrachten wir den Experten, so ist er kein neutraler Experte. Er steht nicht nur im Dienste von Avenir Suisse, sondern sitzt zudem im Verwaltungsrat bei der Hirslanden AG, der Medi-Clinic-Corporation und der Visana. Mehr Wettbewerb heisst doch mehr Gewinne für seine Klientel und für sich. Früher sagte man, dies ist ein Interessenvertreter, bei der Neuen LZ heisst dies Experte.