Herzlichen Dank Peter für die Besprechung
5.0 von 5 Sternen
Parteienfilz ist eine zu harmlose Bezeichnung
Rezension bezieht sich auf: säuhäfeli-säudeckeli: Luzerner Geschichten über Parteifilz, Neid und Intrigen (Taschenbuch)
Das Buch beschreibt die politischen Verhältnisse in der Stadt Luzern. Alles, was Philipp Federer darin berichtet, stimmt aufs Wort. Leider. Nach der Wahl von Urs W. Studer zum Stadtpräsidenten hätte Luzern zu einer aufgestellten fortschrittlichen Gemeinde mutieren können. Eine Links-Mitte-Mehrheit in der bis dato extrem konservativen Zentralschweiz. Hätte. Nur eben, die richtigen Leute fehlten, oder wurden an den Rand gedrängt oder hinaus geekelt. Sowohl den SP-ExponentInnen wie den Grünen Leithammeln ging es weit mehr um eigene Pfründen, als um einen rotgrünen Wandel. Man sonnte sich in der plötzlich ergatterten Macht und rutsche nach rechts – viel zu weit nach rechts. Die sozialdemokratische Sicherheitsdirektorin war ratlos, als ein Rambo von Polizeikommandant, ehemaliger Oberst der päpstlichen Schweizer Garde, eine Demo gegen Rassismus niederknebelte und geradezu skandalträchtige Festnahmen zelebrierte. Umweltschutzanliegen wurden von grünen Mitgliedern der Stadtregierung in die Besenkammer entsorgt.
Vor einem Jahr kam dann die Quittung. Ein exzellenter SP-Kandidat scheiterte bei der Wahl in den Stadtrat, nicht zuletzt, weil eine alt gediente, bisherige SP-Magistratin zur Kandidatin für das Stadtpräsidium aufgestellt wurde. Sie ist alles andere als exzellent. Auch sie reüssierte nicht.
Noch weit schlimmer steht es aber um den Kanton Luzern. Reibt man sich die Augen wegen dem jüngst aufgeflogenen Polizeiskandal? Nicht unbedingt. Die Bevölkerung scheint es vorläufig als schicksalsergeben über sich ergehen zu lassen. Jüngst aufgeflogen? Die Spatzen pfeifen es seit Jahren von den Dächern. Da geschehen krumme Dinge. Unschuldige werden verprügelt, Beweismittel gefälscht, das Parlament wird angelogen. Die SP-Justizministerin und der CVP-Polizeikommandant – nach dem Zürcher Tages Anzeiger der härteste in der Schweiz – versuchen, sich gegenseitig stützend wie zwei schwer Betrunkene, im Gleichgewicht zu halten …
Wenn man Philipp Federer noch einen Vorwurf machen könnte, dann diesen: Er untertreibt, er beschreibt die Situation noch zu rücksichtsvoll. Luzern, sowohl Stadt wie Land, sind die perfekte Bananenrepublik.