Zur Zeit puschen verschiedene Politiker mit Leserbriefen und Lobbyarbeit die Umfahrung Wolhusen. Für Strassenbauprojekte sprechen CVP, FDP und SVP gerne Geld. Sie überbieten sich selber mit immer neuen masslosen und rekordteuren kantonalen Strassenbauprojekten: Schwanderholzstutz, Rontalzubringer, Seetalplatz inklusive Umfahrung Reussbühl, Bypass und Südzubringer… Und nun soll noch die Umfahrung Wolhusen möglichst schnell realisiert werden. Ist doch erstaunlich, wie die Sparparteien Tausende von Millionen für neue Strassen einsetzten und weiterhin fordern.
Als ehemaliger Wolhuser und langjähriger Präsident des überparteilichen Komitees gegen die T10 staune ich über das simple Wunschkonzert und den masslosen Umgang mit den Finanzen. Selbst SP-Kantonsrat Martin Krummenacher aus dem Hinterland nimmt an, dass die Umfahrung gerechtfertigt ist. Woher er seine Vermutung hat, bleibt schleierhaft. Er wünscht sich zwar eine Auswertung der Verkehrsströme, wie er gegenüber der Neuen LZ vom 4.10.2013 erwähnt. Auch bei ihm ist nichts von Wachstumskritik, schlechtem Kosten-Nutzen-Verhältnis, strassenlastiger Verkehrspolitik und fehlenden Finanzen zu finden.
Krummenachers geforderte Verkehrszahlen wurden schon mehrmals erfasst und ausgewertet, sogar mit der aufwendigen Nummernerhebung. Die Resultate gleichen sich. „Die auf den Tagesverkehr ausgewerteten Erhebungsresultate ergaben, dass rund ein Drittel aller Motorfahrzeugfahrten (MFZ-Fahrten) am Donnerstag und die Hälfte aller MFZ-Fahrten am Sonntag Durchgangsverkehr ist.“ Der Rest ist Ziel-, Quell- und Binnenverkehr. Damit haben wir aber noch nicht die Entlastungmenge, die mit einer Südumfahrung aus dem Dorf verbannt werden kann. Die südliche Achse ist nur eine unter dreien. Das heisst, die effektive Entlastung beträgt ca. einen Drittel des Durchgangsverkehrs, also werktags ca. 11% und sonntags keine 20%. Die Studie JUD stellte sogar fest, dass beim winterlichen Ausflugsverkehr die Achse Entlebuch-Willisau leicht stärker belastet ist als die geplante Südachse. Das heisst, für 100 Millionen kann das Dorf maximal 20% entlastet werden an vielleicht 20 Tagen im Jahr. Dieses schlechte Kosten-Nutzen-Verhältnis verführte die Planer zu noch grösseren Strassenbauvorhaben. Für alle Achsen wurden danach grössenwahnsinnige Mehrtunnelvarianten geplant. Mit zusätzlichen Tunnels stiegen auch die Kosten. Am 29.6.1990 schrieb der Wolhuser Bote, „Nur teurere Variante bringt Entlastung“. Dies war die offizielle Meinung der Gemeinderäte von Wolhusen und Werthenstein. Solange dies der Kanton zahlt, waren ihnen die Kosten der Tunnels gleichgültig.
Ergänzung: Die Umfahrung bleibt nach dem letzten Beschluss im Kantonsrat im Topf C. Die Planungsarbeiten werden aber als Zückerchen 2014 mit 200′000.- und 2015-2018 (=Topf A) mit 600′000.- veranschlagt. Die Planungskosten betrugen schon vor 10 Jahren über 1 Million Franken. Warum wird für sinnlose Planungen 1,6 MIo. ausgeschüttet?
Fotolegende: Foto und Bearbeitung durch Philipp Federer gemäss Planauflage vom Mai 1982.