Wer das Gute will, erreicht oft das Gegenteil. Im Namen des Kindes überbordet auf Spielplätzen der Sicherheitswahn zu Ungunsten der Kinder. Die Lokomotive auf dem Adliswiler Spielplatz ist ein typisches Beispiel dafür. Alle Kinder lieben sie und wünschen ihren Erhalt.
Die SUVA/BfU verbieten die Lokomotive in diesem Zustand. Sie hält sich an unsinnige europäische Normen, die kinder-unfreundlich sind. Andernorts beklagt die SUVA mit interessanten Filmen die heutige Bewegungsarmut. Ihre eigenen Filme analysieren das vermehrte fehlende Gleichgewichtsgefühl, häufigere motorische Unbeholfenheit und fehlendes Selbstvertrauen von Kindergartenkindern. Doch die gleiche SUVA ist die Vollstreckerin, die den Kindern ihre Übungsplätze wegnimmt. Kinder können so kaum mehr ihre Sinne und Einschätzungen trainieren.
Früher hatte jeder Schulhausplatz Kletterstangen. Wir Kinder liebten sie. Vorwärts und rückwärts rutschten wir rauf und runter. Zum Schrecken der Eltern spielten wir „Ziggis“ im Sandkasten und natürlich inklusive Kletterstange. Wir setzten uns oben hin und als wir älter wurden, standen wir oben auch auf. Nie gab es Unfälle ausser Schürfungen und Blasen. Meine jüngere Schwester setzte sich oben nicht hin, weil sie sich das nicht zumutete. Sie hangelte sich einfach auf die Gegenseite oder seitwärts beim Spiel. Das Sicherheits- und Risikogefühl eigneten wir uns an, respektive jedes Kind hatte seine eigene Sicherheitsstrategie. Das Spiel förderte nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Kraft und das Gleichgewicht. Doch der heutige juristische Versicherungswahn und eine überbehütetes Pädagogikverständnis rauben den heutigen Kindern ihre Erfahrungsräume.
Die öffentlichen Kletterstangen wurden überall entfernt. Nun werden sogar im Namen von Kleinkindern, die die Lokomotive selber gar nicht besteigen können, dieses Spielgerät verteufelt. Was ist nur mit unserer Gesellschaft los? Was tun wir mit diesem Sicherheitswahn unseren Kindern an?
Nachtrag: Als langjähriger Götti des Kinderparlaments kenne ich die Ergebnisse der Baugruppe. Sie testeten mehrmals Kinderspielplätze. Die Kritik der Kinder war, die Spielplätze sind nur für Kleinkinder. 10-Jährige wollen nicht nur Schaukeln und Sandkästen.