Das Abstimmungswochenende ist vorbei. Schon im Abstimmungskampf wurden die Vertreter einer gerechteren Besteuerung als Neider hingestellt. Die Pauschalsteuer Fans beurteilen, wie zum Beispiel CVP-Nationalrat Candidas, das Abstimmungsergebnis als ein „Votum gegen die Neidgesellschaft“. Er betont, die Steuer werde nicht im Geheimen ausgehandelt und sei nach klaren Grundsätzen festgelegt.
Ich bin ein Gegner der Pauschalsteuer. Mein Gerechtigkeitsempfinden verurteilt das Hofieren der Reichen. Zudem erachte ich das Buhlen um tiefe Steuersätze als schädlich für das Wohl der Allgemeinheit. Dies stellte ich in verschiedenen Artikeln dar. Dennoch werden ich und die Gegner dieser „Arschkriecher-Steuer“ als Neider dargestellt. Nachdem ich jahrelang von den gleichen Typen als Gutmensch bezeichnet wurde, heisst es nun Neider. Die Reichen beneide ich jedoch um keinen Deut. Sie erbarmen mich, wie sie sich ihren Wohnort nach steuerlichen Grundsätzen aussuchen müssen. Trostlose Welt der Reichen! Arbeiten dürfen sie auch nicht. Sie können nur hoffen, dass das Steueramt ihre Managerarbeit frisst. Sie können nur hoffen, dass die Geheimhaltung hält. Früher konnte man bei der Gemeinde Einsicht ins Steuerregister erhalten. Die Daten dazu wurden ausgeschrieben. Die öffentliche Kontrolle war wichtig. Heute erhalten wir keine Auskunft, wenn eine Anfrage zu einem Millionär eingereicht wird. Geheimhaltung pur. Die Schweiz verspielt ihre Errungenschaften, wenn sie so weiter einen Unrechtsstaat installiert.
Die Neue LZ nahm nicht nur den Kommentar von Candidas als Headline, sondern titelte auf Seite 1 zudem mit folgender Schlagzeile, „Das Stimmvolk sagt dreimal wuchtig Nein“. Ecopop und Goldinititiative erreichten 22-25%, die Pauschalsteuer 41%. Also mehr als vier von zehn votierten für eine Änderung. Das Ergebnis war nicht knapp, aber wuchtig sieht anders aus.
Die Psychologisierung von Menschen, die für faire und nachhaltige Politik eintreten als Gutmenschen oder Neider auszugrenzen, ist einer aufgeschlossenen Politik unwürdig.