Die Minarettinitiative ging verloren. Aus der Bauvorlage wurde eine Initiative gegen alles Muslimische. Das SVP-Plakat gab eigentlich schon die Stossrichtung vor, Stopp Islamisierung, stopp Burkas – als ob das ein Problem sei. Die CVP entpuppte sich mit diesem Profilierungsversuch (Burkaverbot) sogar als thematisch hilfreich für die SVP.Was machten die Gegner der Minarettsverbotsinitiative? Sie sprachen sich für den religiösen Frieden aus, z. B. mit dem Slogan „Der Himmel ist gross genug für mehrere Religionen.“ Dies war ein schönes Plakat, doch damit war die dumpfe Propaganda der SVP alleine nicht zu kehren. Wir konterten so die gegnerischen Behauptungen nicht.Das Gespenst der „Islamisierung“ wurde nicht zum ersten Mal verwendet. Schon 2004 operierte die SVP mit dieser Angst. Bei der erleichterten Einbürgerung schaltete die SVP-.Parallelorganisation Schlüer unzählige Inserate mit „Muslime bald in der Mehrheit?“Unter dem Stichwort Islamisierung sind mehrere Videos auf YouTube geschaltet. Sie wurden von teuren PR-Firmen gestaltet und haben ihren Ursprung im fundamentalistischen Bush-Christentum. Anhand von „Fertilisationsrechnungen“ wird die Islamisierung der westlichen Welt hochgerechnet – was SVP-Schlüer aus Flaach seit 2004 genau so verbreitet. Und abgesehen davon, Schlüer und die SVP waren schon damals am 26.9.04 erfolgreich.Wie gehen sie vor und wie manipulieren sie?
- Wenige und isolierte Daten
- Einseitige Hochrechnung
- Ausblenden von mathematischen Gesetzen
- Ausblenden der übrigen Kategorien
- Stimmungsmache durch Unterorganisationen1. Wenige und isolierte Daten Die Rechten nehmen einzelne demografische Daten für ihre Verschwörungen. Sie werden nicht nominell aufgeführt, sondern prozentual, was die Menge verschleiert. Konkret wurden nur zwei Daten (Anteil der Muslime in der Schweiz) zu 1990 und 2000, nämlich 2,2% und 4,5% benutzt. Die zweite Zahl wurde erst noch aufgerundet von 4,26 auf 4,5, aber das spielt für die SVP sowieso keine Rolle. Aus dem Verhältnis dieser zwei Zahlen lässt sich fast alles behaupten. Und genau dies machte die SVP.2. Einseitige Hochrechnungen 4,5% ist das Doppelte von 2,2%. Diese Verdoppelung in 10 Jahren postulieren sie ebenso für die Zukunft. Für das Jahr 2010 ergibt sich dann 9%, für 2020 18%, für 2030 36% und für das Jahr 2040 72%. So werden die Muslime zur zukünftigen Mehrheit und für einige zur Bedrohung stilisiert. Im Inserat wird behauptet „In zwanzig Jahren haben sie die Mehrheit. Dann gibt es mehr Muslime als Christen.“3. Ausblenden von mathematischen Gesetzen Für das Jahr 2050 ergäbe ihre Rechnungsweise 144% Muslime, was statistisch gesehen mehr als ein Blödsinn ist. Doch das wird verschwiegen. Merke: Jeder Statistiker weiss, Verdoppelungen auf kleinem Niveau sind schnell möglich, jedoch ab zweistelligen Prozentzahlen nicht mehr. Zum Manipulieren ist ihnen dies jedoch rechtens.4. Ausblenden von anderen Kategorien Die grösste reale Zunahme hatten nicht die Muslime, sondern Menschen ohne religiöse Zugehörigkeit. Diese Kategorie nahm in den letzten 20 Jahren um 568,2-Tausend zu. Die Muslime nahmen im gleichen Zeitraum nicht einmal halb soviel zu. Die Konfessionslosen sind die grössere Gruppe als die Muslime und sie wachsen zudem real stärker. Dieser Trend schliesst eine Entwicklung zur Muslimmehrheit klar aus. Doch durch die selektive Datenauswahl der SVP wird dies umgangen.5. Stimmungsmache durch Unterorganisationen Die Angstmacherei mit unseriösen Zahlen lagert die SVP aus. Das Schmuddelige überlassen sie dem SVP-Nationalrat Ulrich Schlüer. Seine Organisationen sind die Schweizerzeit, das Initiativkomitee gegen den Bau von Minaretten, das überparteilichen Komitee gegen Masseneinbürgerungen und der SVP-Ableger PIKOM. Letzteres wird von dem homosexuellen SVP-Grossrat Fuchs präsidiert. Diese Strategie gaukelt eine unabhängige und volksnahe Stimme vor. Für die SVP hat es den weiteren Vorteil, dass sie für die Volksverhetzung nicht direkt haftbar gemacht werden kann.Die folgenden Zahlen können unter dem folgenden Link beim Bundesamt für Statistik überprüft werden.http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/05/blank/key/religionen.html
Zahlen in Tausend 1980
1990
2000
Differenz
Christen 5968.5
6061.8
5776.6
-191.9
Muslime 56.6
152.2
310.8
+254.2
Andere Religionsgemeinschaften 30.1
46.8
75
+44.9
Keine Zugehörigkeit 241.6
510.9
809.8
+568.2