Nachdem das Boa-Kulturzentrum erfolgreich geschlachtet wurde, und sich die nicht etablierte Restkultur künftig auf dem Gelände des alten Schlachthofes austoben darf, plant die Kulturstadt Luzern bereits den nächsten grossen Wurf: den „Salle modulable“, ein prestigebeladenes Musiktheater, das Luzern endgültig zu einer „Musikstadt von Weltrang“ machen soll. Und seit auch noch bekannt geworden ist, dass ein annonymer Mäzen 100 Millionen Franken für den Bau des neuen Musiktempels locker machen will, herrscht in der hiesigen Bau- und Kulturbranche allgemeine Euphorie.
Angesichts von so viel Grosszügigkeit geziemt es sich wohl nicht, nach den Motiven zu fragen, die den unbekannten Musikfreund dazu treiben, hundert Millionen auf den Tisch zu blättern, ohne seine Identität preiszugeben. Dabei wüssten wir doch alle liebend gern, wem wir den neuen Prunkbau zu verdanken haben; eine goldene Ehrentafel, gut sichtbar im Foyer des neuen Hauses, wäre ihm im Mindesten gewiss. Doch die Rütli-Stiftung (die den oder die Gönner vertritt) hält dicht. Die Stiftung arbeite im Sinne eines „Family Office“, wusste die Neue LZ zu berichten. Auf gut Deutsch: Was die Stiftung tut, und vor allem, für wen sie es tut, bleibt Privatsache und geht die Oeffentlichkeit nichts an.
So müssen wir weiter rätseln: Ist es tatsächlich nur Bescheidenheit, wenn ein Millionen-Gönner auf absolute Annonymität besteht und damit auf alle öffentlichen Dankesbezeugungen verzichtet - oder soll mit der ganzen Geheimniskrämerei nicht viel mehr verschleiert werden, aus welchen Quellen die Millionen stammen, die jetzt in die schönen Künste fliessen? Fragen über Fragen - doch, wie heisst es so schön: Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul.