Die vergangenen städtischen Wahlen waren reinste Päckliwahlen. Wer meint, Exekutivwahlen seien Personenwahlen, täuscht sich. Bei den städtischen Wahlen waren „Päcklis“ wichtiger als Inhalte und Grundwerte.
„Päcklis“ (Parteiabsprachen) spielen bei Exekutivwahlen immer eine Rolle. Doch dieses Jahr waren Absprachen und Seilschaften stark dominierend.
- Die Parteien CVP und FDP.Die Liberalen knüpften eine Listenverbindung für den Grossen Stadtrat, unterstützten sich bei Stadtratswahlen und einigten sich auf einen Kandidaten für das Präsidium. Die Listenverbindung und der Verzicht auf das Präsidium waren historisch erstmalig.
- Die FDP trat mit keinem Kandidaten für das Präsidium an. Obwohl die Partei zwei gewillte und profilierte Kandidaten hatte, zählte die Päcklistrategie mehr als eine eigene Kandidatur. Oberstes Gebot war für die einst stolze FDP die Zusammenarbeit mit der CVP. Daniel Burri und Rolf Krummenacher opferten sie dafür. Beide konnten sich eine Zusammenarbeit mit einem Stadtpräsidenten Roth nicht vorstellen und verzichteten auf die alleinige Stadtratswahl.
- Das Päckli zwischen der SP und den Grünen hat Tradition. Von Februar bis Juli 2011 lautete die Absicht, SP und Grüne treten mit je 2 Kandidierenden an. Die Grünen brachten es fertig, die anfänglich anvisierte gegenseitige gleichberechtigte Unterstützung aufzulösen, vom 2:2 zum 1:3+. Als Juniorpartner unterstützten sie bedingungslos Ursula Stämmer als Stadträtin und als Präsidentin, obwohl ihre Kandidatur grünintern 2009 bei der Wahl-VV umstritten war. Dieses Jahr wendeten sie einen Trick an. Eine interne Diskussion (Pfingstmontag 2011) wurden den Basismitgliedern als Entscheidung verkauft, die es nur noch abzusegnen galt.
- Die SVP versuchte krampfhaft ein bürgerliches Päckli zu schnüren, was ihr bei den offiziellen Parteilisten misslang. Einzig die Liste Bürgerliche-Mehrheit, gemeinsame Plakate, Inserate und eine Homepage der JSVP konnten realisiert werden. Die Inserate waren jedoch grotesk, weil der CVP-Kandidat abgedeckt werden musste. Von dieser Unterstützung profitierte allein Roth und Merki.
- Die Glp-Päcklipolitik war zum Schreien. Manuela Jost, verdingte sich an die CVP und FDP. Dafür musste sie der Forderung der beiden Parteien entsprechen und sich gegen die Wohninitiative einsetzen. Die glp und ihre Kandidatin gingen diesen Deal ein.
- Parteilose hatten keine Chance. Im Gegenteil. Die erste Antwort der Präsidentin der Grünen war, „du gefährdest das Päckli mit der SP“. Meine Kritik an Ursula Stämmer wurde als Ausschlusskriterium genommen, jedoch galt dies nur für mich und nicht für Adelino de Sa von den juso, die Ursula Stämmer auch kritisierten.
Das Luzerner Exekutivwahlsystem mit unzähligen vorgedruckten Listen fördert Päckliwahlen. Zürich u.a. kennen keine vorgedruckten Namenslisten.