…fordert die Junge SVP des Kantons Luzern und spricht sich deshalb – im Kampf gegen „Denkverbote und Meinungsdiktatur“ - für die ersatzlose Streichung der Anti-Rassismus-Strafnorm aus: „Was ist das für ein Staat, der seinen Bürgern vorschreibt, was sie zu denken haben“, fragt sich der Luzerner SVP-Nachwuchs auf seiner Webpage und kommt zum Schluss: „Eine offene und tolerante Gesellschaft sollte auch abweichende Ansichten aushalten.”
Einverstanden! Deshalb soll, wer andere Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder ihrer Herkunft pauschal diffamiert und öffentlich gegen sie hetzt, vor ein Gericht gestellt werden. Das hat nichts mit einem „Maulkorb“ zu tun, sondern ist Ausdruck des Respekts, den eine offene und tolerante Gesellschaft ihren Minderheiten entgegen bringt.
Doch, während die junge SVP einerseits um Verständnis für Holocaust-Leugner und Geschichtsverdreher wirbt, bleibt sie unerbittlich, wenn es um „Scheininvalide“, „Sozialschmarotzer“ oder um Moslems geht. Die Moslems stehen bei der Luzerner Jung SVP in der Rangliste der Feindbilder ganz oben. Dies auf Grund einer persönlichen Präferenz des 29jährigen JSVP–Präsidenten und Ständeratskandidaten Pirmin Müller. Müller ist der festen Ueberzeugung, dass die Schweiz durch eine „schleichende Islamisierung“ in ihrer Existenz bedroht ist. Deshalb kämpft er „ohne wenn und aber“ für die Erhaltung der „christlich-abendländischen Werte“. Oder, wie er plakativ proklamiert: „Die Schweiz wird christlich sein, oder sie wird nicht mehr sein!“
Im ständigen Bemühen, die Welt ein bisschen besser zu machen (und wohl auch in der Hoffnung, kurz vor den Wahlen noch einmal fett in die Schlagzeilen zu kommen) hat Müller deshalb jüngst eine Zensurierung des Korans gefordert: Alle Stellen, die im heiligen Buch der Moslems „zu Gewalt, Hass und Unterdrückung“ aufriefen, seien unverzüglich zu entfernen und dürften an Schulen und in Moscheen künftig nicht mehr verbreitet werden, schreibt Müller, beziehungsweise die Junge SVP. Könne diese partielle Zensur nicht durchgesetzt werden, müsse der Koran eben als Ganzes verboten werden – und zwar „schweizweit“.
Da kann man Herrn Müller nur raten, gelegentlich auch mal die Bibel etwas genauer zu studieren. Das würde seinen festen Glauben an die moralische Ueberlegenheit der christlich-abendländischen Rasse möglicherweise etwas relativieren: Völkermord, Menschenraub, das Hinschlachten von Kindern, Frauen und Greisen, Vergewaltigungen, barbarische Methoden des Mordens, die blutige Ausrottung Andersdenkender, die Hinrichtung von Ehebrechern, Homosexuellen, Wahrsagern und anderen missliebigen Zeitgenossen - all das wird dem Propheten Mose, beziehungsweise Gott persönlich unterschoben: „Es gibt in der gesamten Weltliteratur vermutlich keine menschenverachtendere und blutigere Schrift als das Alte Testament“ schreibt denn auch eine Gruppe kritischer Christen in Deutschland, die schon seit einigen Jahren darum kämpft, dass die Bibel auf den Index der jugendgefährdenden Schriften gesetzt wird - bisher erfolglos.