Jetzt sind sie ins Haus geflattert, die Flyers, Broschüren und Wahlzeitungen der Parteien für die National- und Ständeratswahlen vom 21. Oktober. Und dabei ist natürlich die SVP ein Sonderzüglein gefahren, kreierte eine Propoganda im Überformat, so dass ihre Wahlzeitung keinen Platz im offiziellen Versandcouvert fand. Kurzerhand liess die SVP ihre Wahlzeitung separat in alle Briefkästen verteilen. Für solche Sonderaktionen verfügt die Partei offenbar über genügend finanzielle Mittel. Jedenfalls verkündet Nationalrat Otto Laubacher, Präsident der SVP Kanton Luzern, in der eigenen Wahlbroschüre lauthals: “SVP wählen lohnt sich!”
“Wollen Sie Flaschen im National- & Ständerat”, will die Junge SVP in ihrer Wahlpropaganda wissen. Wie befohlen blättere ich um. Und was sehe ich da? Nein, nein, keine Flaschen, sondern stramme Burschen, gruppiert um eine blonde Dame. “Warum wohl”, denke ich, “wollen diese jungen Leute alle nach Bern.” Ach klar, auch sie wollen es mal schaffen und Flaschen werden.
Die FDP wiederum will “die besten Köpfe nach Bern wählen”. Das wird ja immer besser. Da wollen künftig die FDP-Verteter ihre Köpfe nach Bern rollen lassen. Und wir hier in Luzern müssen uns dann mit den kopflosen Politikern herumschlagen.
“grünwärts!” heisst ein weiteres Wahlmotto. Ja, Sie haben richtig geraten. Das verkünden die Grünen. Aber so grün ist doch unsere Bundesstadt gar nicht. Im Gegenteil. Das kann ich aus eigener Erfahrung bezeugen. Ich selber war nämlich erst gestern in Bern und sah wegen der Grossbaustelle beim Bahnhof keinen einzigen Baum.
Die Sozialdemokraten setzen auf Fairness, was nach dem Rummel in Bundesbern um Geheimpläne, Verschwörungen und Lügereien eine weise Aussage ist.
Die CVP wiederum stellt sich selber ins Zentrum, in dem sie schlicht und einfach behauptet: “Besser für unser Land. CVP.” Ist wohl Glaubenssache.
Noch nicht genug: Denn es gibt ja noch die “reifen Früchte”, also die Liste Groupe Politique 60plus. Dann noch einige Jungparteien wie die Jungen Grünen oder die Jungfreisinnigen, die sich “auf junge Politik in Bern” freuen.
Jemanden vergessen? Ach ja die Evangelische Volkspartei, die sich für christliche Werte einsetzt. Macht das nicht schon die CVP? Oder führt diese das C nur noch als Schmuckstück? Mit C fängt auch die Bewegung Chance21 an, deren bekanntester Kopf Viktor Rüegg sich gerne als Saubermann vom Dienst aufführt. So will er etwa die Prostitution aus der Stadt ins Niemandsland an den Stadtrand nach Ibach auslagern.
Ganz ehrlich: Am meisten gefallen hat mir die Wahlpropaganda der Juso, also der Jungsozialisten. Die haben wenigstens auch noch ein bisschen Humor. Und im Juso-Flyer erfahre ich wirklich Sachen, die mich zum Schmunzeln bringen: etwa “Pipi Langstrumpf würde Juso wählen, weil wir eine Partei für starke Frauen sind” oder “Jesus würde Juso wählen, weil es mit Handauflegen heute nicht mehr getan ist!”