… und fast alle klatschen, Politiker lavieren und die Medien schweigen oder zelebrieren den Wachstumsfortschritt. Das Klatschen wird ihnen vergehen, wenn das zweitgrösste Einkaufszenter der Schweiz in Ebikon einmal stehen wird. Die Mall of Switzerland, das Nachfolgeprojekt von Ebisquare, ist Grössenwahnsinn pur.
Grenzen den Wachstums, eine wissenschaftlich anerkanntes Diskussionsthema, wird in den Zentralschweiz mehr als verdrängt. Wer meint, die Gesellschaft und die Politiker reagieren rational, irrt sich.
Raumplanerisch ein Unding
Die Mall of Switzerland ist als zweitgrösstes Einkaufszentrum nach dem Shoppi&Tivoli in Spreitenbach aufgegleist. In der Schweiz besteht ein Überangebot an grossen Einkaufszentren. Der neu erstellte Pilatusmarkt kämpft mit der Auslastung und der Rentabillität. Ein noch grösseres Zentrum für die begrenzte Innerschweiz, wiederspricht sowohl ökonomischen, als auch raumplanerischen Gesetzen. Die hehren Grundsätze einer nachhaltigen Raumplanung sind nur für geduldiges Papier. Die Politiker setzen sie nie und nimmer um. Cash und nochmals cash und zur Beruhigung der Bevölkerung ein paar Ablenkungsfloskeln der Raumplanung. Jede sinnvolle Verkehrsplanung wird mit diesen verkehrsfördernden Projekten ad absurdum geführt.
Auf Kosten der Steuerzahler
Der Kanton baute die Infrastruktur für Schindlers listigen Einkaufstempel, respektive zukünftig für den Staatsfonds der Scheichs. Der errechnete Mehrverkehr von bis 19′000 Fahrten täglich benötigte diese Vorinvestition Rontalzubringer. Das kleine Strassenbauprojekt kostete den Kanton vorerst 100 Mio. Die flankierenden Massnahmen weitere 22-97 Millionen. Der Bund zahlte zusätzlich Steuergelder für Anpassungen am Autobahnanschluss. Die Abrechnung des Rontalzubringers war ein Skandal. Die Kosten liefen aus dem Ruder und waren mehrmals Gegenstand von Diskussionen im Kantonsparlament. Als Investor würde ich mir die Hände reiben. Die nötige Infrastruktur bezahlt die Allgemeinheit.
Kanibalisierung
Die Mega-Mall kann eigentlich nicht rentieren infolge des Überangebotes. Aussert, und das ist worauf die Investoren gemäss ihrer Wirtschaftslehre setzen, sie verdrängen andere Player. Der Pilatusmarkt und das Shoppingcenter Emmen werden dies massiv zu spüren bekommen.
Ein Multiplex-Kino mit 12 Sälen ist in Zeiten sinkender Kinobesuche eine Fehlplanung oder die kalkulierte Kanibalisierung der Konkurrenz. Für die städtischen Kinos und den Kinokomplex in Emmen wird dies Folgen haben.
Das Erlebnisbad, in Anlehnung an das Alpamare, konkurrenziert die Hallenbäder in Luzern und Emmen. Notabene zwei Hallenbäder, die von der öffentlichen Hand getragen werden. Erhöhte Verluste dieser Betreiber zahlen nochmals die Steuerzahler.
Unkritische Medien
Die Neue LZ kommentiert die Pläne seit Jahren unkritisch. Am 31.5.2014 schreibt der Titelkommentator Rickenbach, „Kein Grund für Ängste“. Für ihn sind ausländische Investoren okay, weil sei wie Schweizer Investoren agieren. Der ganze Kommentar bespricht nur dies. Er schreibt vom guten Zeichen, wenn ausländische Anleger investieren und aktiv werden. Wofür investiert wird, ob dies nachhaltig und wertvermehrend ist, diskutiert er nicht. „Kein Grund für Ängste“, ja die Profite haben sie auf sicher! Katarer müssen sich nicht ängstigen. Doch es gibt genügend Gründe sich zu ängstigen. Wir sind meilenweit davon entfernt keinen Grund zu haben!
* geschrieben am 2.6., veröffentlicht bei zentralplus am 5.6., als gekürzten Leserbrief erschienen in der Neuen LZ am 4.6., lesenswerter Artikel von Michael Soukup im Tages-Anzeiger dazu am 5.6.2014.