Trafigura AG ist eine Holdingfirma mit Sitz in Luzern. Diese Firma - mit 45 Milliarden Umsatz!!! - war verantwortlich für den Giftskandal in Abijan (Elfenbeinküste). Mit einem Vorstoss im Grossen Stadtrat versuchten wir von den Grünen, die Praktiken der dubiosen Briefkastenfirma zu thematisieren. Zuerst lernte ich, dass der Kanton Luzern bezüglich Briefkastenfirmen gegenüber dem Kanton Zug in nichts nachsteht. Bei den Kapitalgewinnsteuern für Holdinggesellschaften ist der Kanton Luzern führend (vgl. Neue LZ vom 27.9.05). Nach der Senkung per 2005 von 0,5% um das 50-fache!! auf 0,01% – man stelle sich vor, die Krankenkassenprämien würden um das 50-fache gekürzt – wie viele da jubeln würden– bei den Steuererhebung für Briefkastenfirmen wurde dies jedoch gemacht. Mit diesem Steuersatz liegt Luzern national auf Platz 1. Bezüglich EU wird die schweizerische Besteuerungspolitik zu Recht kritisiert, weil dieser Wettbewerb knallharte Kapitalisten anzieht und damit Steuerflucht und Steuerhinterziehung begünstigt. Die Trafigura AG profitiert von dieser Steuerpolitik. Der zuständige Finanzdirektor wollte auf das Votum nicht reagieren. Schweigen und einkassieren ist seliger als den unsinnigen Steuerwettbewerb zu kritisieren und solidarisch mit Opfern zu sein. Der Stadtrat wurde aufgefordert, ein solidarisches Zeichen für die Betroffenen zu setzen. Aus den Steuererträgen der Firma hätte ein Beitrag an die Betroffenen ausgerichtet werden sollen. Der Stadtrat lehnte dies ab unter dem Vorwand Steuergeheimnis. Nachtrag: Trafigura zahlte 247 Millionen Busse und Wiederaufbauhilfe an die Elfenbeinküste. Sie zahlte ausnahmsweise bereitwillig, weil dummerweise einer ihrer Chefs, Claude Dauphin, unter den Verhafteten war. Er und Eric de Turckheim haben Trafigura 1993 gegründet. Zuvor arbeiteten sie bei Marc Rich und wurden als Marc Richboys bezeichnet. Marc Rich selber wurde in seinem Land USA wegen Steuerhinterziehung und Umgehung von Embargos zu 325 Jahren Gefängnis angeklagt.