Da steht ein herrenloser Koffer in Zug. Der steht einfach so rum. Der Koffer „macht sich“ verdächtig. Der Koffer hat gemäss Medienmitteilung der Polizei Zug am Donnerstag ein Grossaufgebot der Feuerwehr und der Polizei ausgelöst. Das Gelände wurde mit über 40 Personen grossräumig abgesperrt, der Wissenschaftliche Forschungsdienst (WFD) der Stadtpolizei Zürich aufgeboten, sechs internationale Züge umgeleitet, der Bahnbetrieb nach Zug-Arth eingestellt und Ersatzbusse eingesetzt. Die Spezialisten machten den ungefährlichen Koffer unschädlich. Einen speziellen Hinweis oder ein Bekennerschreiben zur Gefährlichkeit des Koffers gab es jedoch nicht. Später stellte sich heraus, der herrenlose Koffer gehörte tatsächlichem einem Herrn. Er wollte ihn verschenken, einem bedürftigen Finder. Auch Luzern hatte schon zwei Kofferalarme, ausgelöst von besorgten und telefonierenden Bürgern. Zweimal wurde der Sprengroboter samt Polizeitruppe aus Zürich aufgeboten. Beim ersten Mal handelte es sich um ein verdächtiges Pfadipaket, das zu einem Suchspiel gehörte, das andere Mal um einen verdächtigen Handwerkskoffer.Früher war ein herrenloser Koffer ein vergessener Koffer, oder eine Kofferentsorgung, oder der Koffer eines Träumers. Heute ist ein herrenloser Koffer jedoch ein verdächtiges terroristisches Bombenmittel. Michael Moore beschrieb die psychosoziale Lage nach 9/11 als gefundenes Fressen für die Angstpolitik der Herrschenden. Sie benutzen die Risikogesellschaft für ihre sicherheitspolizeilichen Interessen. Im Sinne einiger Parteien, die selbst im Grossen Stadtrat immer wieder die islamitische, terroristische Gefahr erwähnen, wird jeder vergessene oder entsorgte Koffer zum Mordwerkzeug einer Terrorgruppe. Überlegen Sie es sich gut. Lassen Sie ja keinen Koffer liegen. Steigen Sie rechtzeitig in den Zug, damit ja kein Gepäckstück auf dem Bahnsteig zurück bleibt. Überprüfen Sie ihre Koffer im Keller, ob Fremde sie mit Bomben bestückt haben. Im Zweifelsfalle telefonieren sie der Polizei oder gleich dem Wissenschaftlichen Forschungsdienst in Zürich! Und noch eine Erkenntnis: Dieser Koffer ist unschuldig, auch wenn er sich verdächtig machte. Das Untersuchungsrichteramt erwähnte, dass das Vergessen eines Koffers natürlich nicht strafbar sei, sofern es nicht aus böser Absicht geschah. PS: Seien Sie nicht erstaunt, wenn zukünftig bei den Zügen Metalldetektoren eingesetzt werden. In den Zügen liegt – was Ihnen die SBB bestätigen kann - tonnenweise Ware herum. Und was erst an der Fasnacht herumliegt, ich sage Ihnen, aus der Sicht der Polizei müsste man sie verbieten.